FSJ-Erfahrungsbericht von Anna-Lena
Mit meiner Geschichte möchte ich andere Menschen motivieren ein Freiwilliges Soziales Jahr zu starten.
Hallo,
mein Name ist Anna-Lena Ruttloff.
Ich bin 20 Jahre alt und beginne demnächst eine praxisintegrierte Ausbildung zur Erzieherin.
Am 01.08.2019 habe ich mein FSJ über EOS in einer Kindertagesstätte in Aachen begonnen.
Mit meiner Geschichte möchte ich andere Menschen motivieren ein FSJ zu starten.
Nach dem Abitur 2019 wusste ich immer noch nicht so recht, was ich mit meiner Zukunft anstelle. Ich wollte etwas im sozialen Bereich anfangen, war mir jedoch absolut nicht sicher. Mir gefiel der Studiengang „Soziale Arbeit“ und um dieses Studium beginnen zu können waren 3 Monate Vorpraktikum Voraussetzung. Ich dachte mir ein ganzes Jahr Praktikum macht in meinen Augen viel mehr Sinn. Man sammelt wesentlich mehr Erfahrung und hat Zeit einen Eindruck eines sozialen Berufs zu erwerben.
Also habe ich mich bei EOS beworben um ein FSJ zu machen. Ich habe mich für EOS entschieden, weil die Erlebnispädagogik dort groß geschrieben wird. Durch das Online-Formular von EOS wurden meine Interessen im sozialen Bereich erfragt.
EOS vermittelte mich an eine Kindertagesstätte meiner Nachbarstadt. Ich nahm mit der Kita Kontakt auf und hatte recht schnell ein Vorstellungsgespräch.
Ich wurde hier sehr freundlich empfangen und man zeigte mir die gesamte Einrichtung, die aus Krippen und Kindergarten besteht. Man sagte mir, ich würde in einer Krippengruppe anfangen. Ich hatte zuerst sehr große Angst davor, da ich mir die Zusammenarbeit mit Babys sehr schwierig vorgestellt hatte.
An meinem ersten Arbeitstag wurde ich von meiner Gruppenleitung empfangen und nochmal zur Einführung durch das gesamte Haus geführt. Ich hatte keine Scheu Fragen zu stellen, da alle Kollegen sehr offen auf mich zu gekommen sind und mich willkommen geheißen haben. Letztendlich war ich nicht die einzige, die neu war. 4 neue Kinder kamen zur Eingewöhnung in unsere Gruppe. Von den bereits anwesenden Kindern im Alter von 1,5-2,5 Jahren wurde ich sehr freundlich empfangen. Sie integrierten mich in ihre Spiele und akzeptierten mich von Anfang an als neuer Gruppenzuschuss.
Die Kinder aus der Eingewöhnung waren zwischen 0,5-1,5 Jahre alt und alle durch weg leicht einzugewöhnen. Meine Gruppenleitung sagte, dass ich Glück habe so leichte Eingewöhnungen miterlebt zu haben, denn in der Regel haben sie viel mit Schreien und Weinen zu tun. Von Tag zu Tag lebte ich mich mehr in meiner Gruppe ein. Ich habe mich an den Tagesablauf gewöhnt und konnte Aufgaben selbstständig erleben.
Meine Gruppenleitung vereinbarte monatlich Termine mit mir, damit sie hinterfragen konnte, wie es mir nun geht. Wir vereinbarten jeden Monat ein neues Ziel für mich oder eine Aufgabe, auf die ich mich fokussieren sollte/wollte. Ich bekam auch Materialien inklusive das Konzept der Kita, um mehr Theorie in Sachen Erziehung genießen zu können.
In den ersten zwei Monaten habe ich sofort meine Zukunft in Frage gestellt. Wollte ich überhaupt noch studieren? Was fange ich mit mir selber an? Ich hatte mich noch nie so wohl gefühlt und großen Spaß an meiner Arbeit. Das FSJ hatte mir schon am Anfang gezeigt, dass ein Studium momentan einfach nicht das Richtige für mich ist. Ich wollte unbedingt zuerst die Ausbildung zur Erzieherin mache. Dementsprechend habe ich ein Bewerbungsverfahren mit der Unterstützung von meiner Chefin hier in der Einrichtung eingeleitet.
Im selben Monat meiner Entscheidung bezüglich meiner Zukunft fand das erste Seminar statt. Es war eine völlig neue Erfahrung für mich. Ich lernte ca. 25 andere Freiwillige aus ganz NRW kennen. Wir machten Kennenlernspiele und haben bereits zu Beginn viel gelacht. Wir haben uns Zimmergemeinschaften gesucht und konnten uns unter einander kennen lernen.
Die Seminare von EOS sind sehr erlebnispädagogisch. Wenn möglich verbringt man die meiste Zeit draußen. Unsere Unterkunft ist mitten im Wald gewesen und wir waren für unsere Verpflegung selbstverantwortlich. Daher war der erste Tag sehr organisatorisch. Jedes Seminar hat einen Workshop beziehungsweise ein Wochenthema. Unser Thema war Stockfechten. Wir haben uns alle gefragt, was das mit unserem FSJ/BFD zu tun hat. Aber jetzt im Nachhinein verstehe ich mehr und mehr was mir dieser Workshop gebracht hat. Abgesehen davon, dass wir jeden Tag draußen waren musste man beim Stockfechten mit jedem Einzelnen Kontakt haben. Es konnte keiner ausgeschlossen werden.
Jeder lernte jeden ein wenig besser kennen. Am Abend haben wir immer einen Stuhlkreis gemacht und sangen gemeinsam Lieder und machten viele spirituelle Sachen, die absolut neu für mich waren. Das sahen auch die anderen so. Es war eine absolut seltsame, aber interessante neue Erfahrung. In unserer Freizeit, am späten Abend haben wir gemeinsam am Lagerfeuer gesessen. Ich war noch nie in meinem Leben mit so vielen Menschen auf einer Wellenlänge. Wir haben uns alle so gut verstanden und am letzten Seminartag musste ich sogar Tränen unterdrücken, weil ich wusste, dass wir uns einige Monate nicht mehr wiedersehen.
Mein Einsatz in der Kita ging wie üblich weiter. Man sieht bei so kleinen Kindern jede Menge Fortschritt. Die nicht mal krabbelnden Kinder fangen plötzlich an sich hoch zu ziehen, fangen an erste Worte zu sagen und erkennen dich wieder. Das sind die absolut schönsten Momente für einen selber, wenn die Entwicklung eines Kindes so deutlich wird. Die Monate vergingen und zur Jahreswende 2020 stand schon das nächste Seminar vor der Tür. Das dies das letzte Seminar sein würde, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.
Das Seminar im Januar war sehr schön, Wir haben uns alle gefreut uns wieder zu sehen. Wir haben uns bei diesem Seminar auf das Thema „Sinne“ konzentriert und Experimente durchgeführt, in denen man Vertrauen beweisen musste und auch anderen vertrauen musste. Wir haben erfahren, wie es wäre, wenn uns ein Sinn fehlen würde.
Wir wurden in Planungen mit einbezogen und haben uns darauf geeinigt einen Kulturabend einzurichten. Wir haben Spiele erstellt zum Thema Sinne. In meinem Leben habe ich noch nie so viel gelacht, wie an diesem Abend. Es war so verdammt traurig mich wieder von der Gruppe trennen zu müssen.
Aber der Grund weshalb wir uns nicht mehr sehen konnten ist die Corona Krise. Mitte März wurde vom Land beschlossen, öffentliche Einrichtungen, wie Kindergärten und Schulen zu schließen. Unter anderem wurde auch der Einzelhandel und alle Restaurants geschlossen. Der Alltag war vorbei. Wir wurden zunächst einmal alle im Home Office eingesetzt. Ich hatte die Möglichkeit mich ideal auf meine Ausbildung vorzubereiten. Dennoch habe ich die Kita sehr vermisst. Den PC konnte ich nach einer Zeit nicht mehr sehen.
In der Notbetreuung konnte ich nicht eingesetzt werden, da meine Mutter schwer vorerkrankt ist und das Risiko einer Infektion durch den Arbeitsweg sehr hoch war. Durch die gemeinsame Besprechung mit EOS und meiner Chefin hat sie mich für 3 weitere Wochen freigestellt. Das fand ich sehr großzügig und rücksichtsvoll. Sowohl bei EOS, als auch in der Kita selbst hat jeder großen Wert darauf gelegt, dass sich jeder in so einer Ausnahmesituation den Umständen entsprechend gut fühlt.
Nun fängt der Alltag wieder an und ich habe noch zwei Monate lang mein FSJ. Die Seminare wurden durch Online-Seminare ersetzt. Großen Respekt an EOS, für die schnelle Alternative, so dass ein Zusammentreffen doch noch möglich ist, auch wenn es nur digital ist.
Ich kann nur jedem dazu raten ein FSJ zu machen. Es hat mir so viel über mich selber erzählt. Es hat meine Stärken und Schwächen herausgefordert, ich habe mich persönlich weiterentwickelt und weiß, was ich aus meiner Zukunft machen möchte und außerdem habe ich jede Menge nette Menschen kennen gelernt, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Seid mutig und bewerbt euch. Es lohnt sich.
Bleibt alle gesund!
Anna-Lena Ruttloff
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